Gruppenbild mit Tandemploy beim Chef:innensache-Award
Phil Dera für die ZEIT

Tandemploy Jobsharing-Portal: Kooperation schlägt Konkurrenz

Flexible Arbeits­zeit­modelle erhöhen die Chancen­gerechtig­keit in Unter­nehmen. Wer Fach­kräfte halten und gewinnen möchte, muss die Arbeit an die Lebens­realitäten seiner Mit­arbeiter anpassen. Talente legen zunehmend Wert darauf, dass Arbeit flexibel und familien­gerecht gestaltet wird. Tandemploy bietet eine Lösung: ein Job, zwei Mitarbeiter. „Die Arbeit muss zum Leben passen, nicht umgekehrt“, so die beiden Gründerinnen Jana Tepe und Anna Kaiser. Auch sie teilen sich die Unternehmens­führung in einem Job-Sharing-Modell.

Dass Tandems vor allem auf Führungs­ebene mehr Effizienz und Innovations­kraft ermöglichen, davon sind Anna Kaiser und Jana Tepe überzeugt. Seit 2013 bieten die Gründerinnen des Start-ups Tandemploy Job­suchenden eine Online­platt­form, auf der sie passende Tandem­partnerInnen oder flexible Unternehmen finden können. Für sie stellt Job­sharing eine logische Konsequenz der aktuellen Veränderungen am Arbeits­markt dar. „Wenn sich hierarchische Strukturen immer mehr zu Netz­werk­organisationen wandeln, müssen wir die starre 40-Stunden-Woche und auch die Art der Zusammen­arbeit fundamental über­denken. Kooperation schlägt hier eindeutig Konkurrenz – dafür ist Job­sharing ein Sinn­bild“, erklärt Jana Tepe.

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Viele Unternehmen verhalten sich beim Thema „flexibles Arbeiten“ noch zögerlich. „Dabei liegen die Hürden meist nur in den Köpfen“, findet Anna Kaiser. „Es wird höchste Zeit, die Art und Weise, wie wir arbeiten, zu über­denken. Wenn uns die Flexibilisierung von Organisationen und Strukturen nicht gelingt, brauchen wir über die Verein­barkeit von Familie und Beruf gar nicht erst zu reden.“ Für die Tandemploy-Gründerinnen kann Job­sharing einen wichtigen Beitrag zur Gleich­berechtigung im Beruf leisten, weil das Modell verstärkt auch Männer anspreche. „Nur wenn beide – Männer und Frauen – lebens­freundlicher arbeiten können, gewinnen am Ende alle. Flexible Arbeits­modelle sind kein Frauen­thema“, betont Tepe.

Der Preis: Ein Chef:innensache-Stempel mit einem 3D-Drucker von Siemens erstellt
DIE ZEIT / Phil Dera

Seit vier Jahren sind die Gründerinnen mit Tandemploy am Markt. Etwa 5.000 Bewerber und 70 Firmen nutzen nach eigenen Angaben das Portal und die Soft­ware von Tandemploy. Zuletzt konnte Tandemploy drei Millionen Euro von den Business-Angels Werner Brandt, Ex-SAP-Vorstand, und Michael Kramarsch, Gründer einer Frankfurter Unter­nehmens­beratung einsammeln. Mit ihren 17 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern leben sie die flexible Arbeits­weise auch selbst in ihrem Unternehmen vor. So wurde die 40-Stunden-Stelle abgeschafft und die Arbeits­zeiten an die individuellen Bedürfnisse und Lebens­phasen der Mitarbeitenden ausgerichtet. Der Frauen- und Männer­anteil im Gesamt­team und auch in Führung beträgt jeweils 50 Prozent. Mit ihrem Unter­nehmen zeigen die Preis­träger des Chef:innensache-Awards, dass Chancen­gerechtig­keit ein Wirtschafts­faktor ist und sich Flexibilität für Unter­nehmen aus­zahlt.