100 Jahre nach Einführung des Frauenwahlrechts sagen Chef:innensache-Mitglieder, warum sie sich engagieren.
Initiative Chef:innensache

100 Jahre Frauenwahlrecht Gleichberechtigung in Beruf und Karriere: Was hat sich getan?

100 Jahre nach Einführung des Frauen­wahl­rechts ist Gleich­berechtigung in Beruf und Karriere keine Selbst­verständlichkeit.

Ein Jahrhundert nach der Einführung des Frauen­wahl­rechts hat das Thema Geschlechter­gerechtig­keit noch immer nicht an Aktualität verloren. So funktioniert Talent­entwicklung in deutschen Unter­nehmen nicht immer unabhängig vom Geschlecht: Nur 8,3% Prozent der Vorstände in Deutsch­lands 200 größten Unter­nehmen sind weiblich. Eine aktuelle repräsentative Befragung der Initiative Chef:innensache mit dem Meinungs­forschungs­unter­nehmen Civey zeigt, dass sich der Karriere­wunsch bei Frauen zuletzt sogar abgeschwächt hat. Nur noch 30% der befragten berufs­tätigen Frauen (gegenüber 43% der Männer) wollen eine Führungs­position ein­nehmen oder weiter auf­steigen. Bei der letzten Chef:innensache-Befragung im Januar lag dieser Wert noch bei knapp 37%. Gleich­zeitig sind Frauen auch weniger optimistisch, eine Führungs­position einnehmen zu können. Während im Januar dies noch 38% für realistisch hielten, liegt der Wert jetzt nur noch bei 32%. Die Männer sind optimistischer: Knapp 48% sind zuversichtlich, ihre Karriere­pläne verwirklichen zu können. Bei ihnen ist der Wert konstant geblieben.

Über die Gründe für diese Zurück­haltung in Sachen Karriere­ambitionen kann nur spekuliert werden. Fakt ist: Nur 38% der berufs­tätigen Frauen sehen sich im Beruf nie mit Vor­urteilen auf Grund ihres Geschlechts konfrontiert, im Vergleich zu 66% bei den Männern (zu Jahres­beginn waren es 36% der Frauen und 64% der Männer). Auch problematisch: Trotz der neuen digitalen Möglich­keiten geben nur 44% der Frauen und 49% der Männer an, dass es bei ihrem Arbeit­geber möglich ist, ohne berufliche Nach­teile räumlich und zeitlich flexibel zu arbeiten – bei den Männern hat sich dieser Wert etwas verbessert von 45% im Januar, bei den Frauen (43%) hingegen nicht.

„Diese Ergebnisse zeigen: Deutschland ist von einem wirklichen Wandel in der Arbeits­welt immer noch weit entfernt. Wir müssen erfol­greiche Karrieren für Frauen attraktiver machen“, sagt Ruth Wehrhahn, Vorstand beim Chef:innensache-Mitglied TÜV Rheinland. „100 Jahre nach Einführung des Frauen­wahl­rechts sollten wir als Gesell­schaft nicht über eine Quote nach­denken müssen“. Lutz Marmor, Intendant beim NDR, sagt: „100 Jahre Frauen­wahl­recht – und trotz­dem bleibt in Sachen Gleich­stellung noch viel zu tun. Mein persönliches Anliegen ist es, möglichst gute Voraus­setzungen für Frauen in Führungs­positionen zu schaffen.“ Thomas Ogilvie, Personal­vorstand bei der Deutschen Post DHL, ergänzt: „Der heutige Jahres­tag zu 100 Jahren Frauen­wahl­recht in Deutschland ist für mich Verpflichtung und Ansporn zugleich, gleich­berechtigte Teilhabe in Gesellschaft, Politik und Wirtschaft einzufordern und voran­zubringen.“

100 Jahre nach Einführung des Frauen­wahl­rechts erklären Chef:innensache-Mitglieder, warum in Sachen Chancen­gerechtig­keit noch viel Engagement nötig ist:

Ana-Cristina Grohnert, Mitglied des Vorstands der Allianz Deutschland AG: „100 Jahre nach Ein­führung des Frauen­wahl­rechts sollten Frauen in Führungs­positionen Normalität sein. Weil wir zu dieser Normalität beitragen wollen, engagieren wir uns als Allianz für die Initiative Chef:innensache.“

Dr. Ursula von der Leyen, Bundes­ministerin der Verteidigung: „Das Jahr­hundert-Jubiläum der Ein­führung des Frauen­wahl­rechts muss uns weiter­hin Ansporn sein – auch deshalb engagiert sich das Bundes­ministerium der Verteidigung als Mitglied in der Initiative Chef:innensache für mehr Frauen in Führungs­positionen. Denn nur, wenn Frauen wählen und gewählt werden, können wir eine bessere Zukunft gemeinsam gestalten.“

Hans Jörg Millies, Finanzvorstand und General­sekretär Caritas Deutschland: „100 Jahre Frauen­wahl­recht sind ein Grund zu feiern – aber auch eine Erinnerung an die Aufgabe, die wir noch zu bewältigen haben: Als Deutscher Caritas­verband wollen wir Frauen und Männern ermöglichen, Verantwortung in Beruf und Familie gleich­berechtigt wahr­zunehmen. Deswegen arbeiten wir an einer geschlechter­gerechten Organisations­kultur und sind Mit­glied in der Initiative Chef:innensache.“

Thomas Ogilvie, Vorstand Personal Deutsche Post DHL: „Diversität und Inklusion sind die Trieb­federn gesell­schaftlichen Zusammen­halts und wirtschaftlichen Fort­schritts. Der heutige Jahres­tag zu 100 Jahren Frauen­wahl­recht in Deutschland ist für mich daher Verpflichtung und Ansporn zugleich, gleich­berechtigte Teil­habe in Gesellschaft, Politik und Wirtschaft einzu­fordern und voran­zubringen – deshalb engagiere ich mich in der Initiative Chef:innensache.“

Bernhard Beck, Personalvorstand EnBW: „Heraus­forderung 1918: Frauen an die Wahl­urne – Heraus­forderung 2018: Frauen in die Führungs­riege. Nicht immer leicht für die EnBW als technik­orientiertes Unter­nehmen, aber unser erklärtes Ziel. Deshalb engagiere ich mich in der Initiative Chef:innensache.”

Prof. Dr. Alexander Kurz, Vorstand für Personal, Recht und Verwertung Fraunhofer-Gesellschaft: „Der 12. November 1918 ist ein Meilen­stein in der Geschichte der Demo­kratie und der Chancen­gerechtig­keit von Frauen und Männern. Um gemeinsam in diesem Netz­werk einen Beitrag zur chancen­gerechten Talent­entwicklung in Politik, Wissen­schaft und Wirt­schaft zu leisten, engagieren wir uns aktiv in der Initiative Chef:innensache.“

Norbert Janzen, Geschäftsführer Personal DACH IBM: „100 Jahre Frauen­wahl­recht und doch leben wir mit­nichten in einer wirklich chancen­gerechten Gesell­schaft. Es ist wichtig, diesen Jahres­tag zu feiern, doch muss er gleich­zeitig Ansporn sein, weibliche Talente verstärkt zu fördern, im Recruiting und bei der Besetzung von Management­positionen. Die Förderung einzelner Personen ist dabei genauso wichtig wie die nachhaltige Etablierung von Rahmen­bedingungen für echte Chancen­gerechtig­keit. Diversität, Talent­förderung und die Basis dafür, die Chancen­gleich­heit, sind Werte, die bei IBM schon seit über 100 Jahren fester Bestand­teil unserer Firmen­kultur sind.“

Uwe Tigges, CEO innogy: „Die Einführung des Frauen­wahl­rechts war ein Meilen­stein, doch auch 100 Jahre später hat Deutschland noch hohen Nachhol­bedarf bei der Chancen­gleich­heit von Frauen und Männern. Bei innogy wollen wir diesen gesell­schaftlichen Wandel mit­gestalten und erhöhen deshalb kontinuierlich den Anteil von Frauen im Unter­nehmen, insbesondere in Führungs­positionen. So konnte in den vergangenen beiden Jahren der Anteil von Chefinnen um fast 5 Prozent­punkte gesteigert werden (derzeit 20,6 Prozent). Die Mit­gliedschaft in der Initiative Chef:innensache bietet uns eine Platt­form und ein Netz­werk für unser Engagement.“

Dr. Cornelius Baur, Deutschlandchef McKinsey & Company: „Eine Führungs­position zu erreichen, sollte für Frauen genauso selbst­verständlich möglich sein wie das Recht zu wählen. Im Ergebnis ist das aber leider noch nicht der Fall. Unter­nehmen haben die Aufgabe, Karriere­möglich­keiten so zu gestalten, dass sie für Frauen und Männer gleicher­maßen attraktiv und erreich­bar sind. Dafür engagiere ich mich in der Initiative Chef:innensache.“

Dr. Julia Sperling, Partnerin McKinsey & Company: „Seit 100 Jahren erst dürfen Frauen in Deutsch­land wählen. Ich möchte keine weiteren 100 Jahre warten, bis wir noch einen Meilen­stein feiern können: 50% Frauen in den Top-Führungs­positionen der deutschen Wirtschaft, Politik, Wissen­schaft und Kultur! Wir müssen uns weiter für echte Chancen­gerechtig­keit in der Arbeits­welt einsetzen. Deswegen engagiere ich mich bei Chef:innensache.“

Lutz Marmor, Intendant NDR: „100 Jahre Frauen­wahl­recht – und trotzdem bleibt in Sachen Gleich­stellung noch viel zu tun! Mein persönliches Anliegen im NDR ist es, möglichst gute Voraus­setzungen für Frauen in Führungs­positionen zu schaffen. Um dies aktiv voranzu­treiben, engagiert sich der NDR auch als Mitglied der Initiative Chef:innensache.“

Ruth Werhahn, Mitglied des Vorstands und Arbeits­direktorin TÜV Rheinland: „Mir ist es ein persönliches Anliegen, dass jedes weibliche Talent beim TÜV Rheinland den Weg ins Top­management schaffen kann. 100 Jahre nach Einführung des Frauen­wahl­rechts sollten wir als Gesellschaft nicht über eine Quote nachdenken müssen. Um aktiv etwas zu bewegen, engagiert sich TÜV Rheinland als Mitglied der Initiative Chef:innensache.“

Angelique Renkhoff-Mücke, Vorstands­vorsitzende WAREMA: „100 Jahre Frauenwahl­recht – das ist doch eine sehr junge Errungen­schaft, auch wenn sie uns heute selbstver­ständlich erscheint. Um eine wirkliche Gleich­berechtigung in unserer Gesell­schaft weiter voran­zutreiben, und damit meine ich nicht ausschließlich Gender-Gerechtig­keit, braucht es heute wie damals mutige Frauen und Männer, die auch unbequem sein können und den Finger immer wieder in die Wunde legen. Und aus diesem Grund engagiert sich Warema als Gründungs­mitglied der Initiative Chef:innensache.“

Dr. Rainer Esser, Geschäftsführer ZEIT Verlag: „Gleiche Rechte für Männer und Frauen gehören zu den Errungen­schaften unserer westlichen Werte­gemein­schaft. In der Initiative Chef:innensache engagieren sich zahlreiche Unter­nehmen, damit die Gleich­berechtigung, vor allem im Beruf, noch viel stärker gelebt und umgesetzt wird.“

Hintergrund zur Initiative „Chefsache“

„Chefsache. Wandel gestalten – für Frauen und Männer“ ist ein Netz­werk zur Förderung eines aus­gewogenen Verhältnisses von Frauen und Männern in Führungs­positionen. Schirm­herrin der Initiative Chef:innensache ist Bundes­kanzlerin Angela Merkel. Treibende Kräfte sind Geschäfts­führungs­mit­glieder und Vorstände von Unter­nehmen sowie Leiterinnen und Leiter wissen­schaftlicher, sozial­wirtschaftlicher und öffentlicher Einrichtungen. Mit neuen Ideen und Konzepten will die 2015 gegründete Initiative ein Umdenken in der Arbeits­welt herbei­führen. Ein aus­gewogenes Geschlechter­verhältnis und zeit­gemäße Rollen­bilder nützen allen gleicher­maßen – Frauen, Männern und der Gesellschaft.

Die Mitglieder von „Chefsache“ sind:

Aktion Mensch, Allianz, BASF, Bayer, das Bundes­ministerium der Verteidigung, Deutsche Lufthansa, Deutsche Telekom, Deutscher Caritas­verband, Deutsche Post DHL, EnBW, Evonik, Fraunhofer-Gesellschaft, Google Deutschland, IBM Deutschland, innogy, Klöckner & Co, Landes­bank Baden-Württemberg, Max-Planck-Gesellschaft, McKinsey & Company, NDR, Robert Bosch, Siemens, TÜV Rheinland, Volkswagen, WAREMA Renkhoff und DIE ZEIT.

Weitere Informationen zur Initiative unter www.initiative-chefsache.de und bei Twitter unter @Chefsache.