Michael Schlüpmann, Leiter People Operations and Development bei HENSOLDT
Hensoldt

Praxisbeispiel Flexibilisierung bei HENSOLDT AG: „Leistung am Erreichten messen“

Michael Schlüpmann ist Leiter People Operations and Development bei HENSOLDT. Im Interview erklärt er, wie New Work im Unternehmen verstanden wird und warum solche Modelle die Grundlage für Akzeptanz der Flexibilisierung sind.

Michael Schlüpmann, Leiter People Operations and Development bei HENSOLDT
HENSOLDT

Was heißt New Work für Sie?

Für mich ist New Work ein übergreifender Begriff, der alle Modelle zur Flexibilisierung der Arbeitsrealität einschließt. Bei HENSOLDT reicht das von Gleitzeit, mobilem Arbeiten, standortübergreifenden Teams bis hin zu agilen Methoden und Digitalisierung in der Kommunikation. Das sind für mich alles essenzielle Grundlagen, um mein Arbeits- und Privatleben gut vereinbaren zu können.

Warum sind New-Work-Modelle für Sie wichtig?

Ich arbeite Vollzeit in unserem HENSOLDT-Hauptsitz in Taufkirchen bei München und führe drei Teams im Personalbereich People Operations & Development. Meine Teammitglieder sitzen fast ausschließlich an unserem Standort in Ulm. Daher pendle ich oft zwischen den beiden Standorten. Zudem habe ich einen neunjährigen Sohn. Um meiner Vaterrolle und meiner Führungsrolle gerecht werden zu können, muss ich mein Arbeitspensum sehr flexibel gestalten können.

Sind Sie schon Vorurteilen gegenüber Ihrer Arbeitsorganisation begegnet?

Natürlich gibt es auch bei uns noch Anhänger der Präsenzkultur. Sie möchten ihre Mitarbeitenden immer gern persönlich um sich haben. Doch ich habe auch das Gefühl, dass mein Modell mehr Akzeptanz findet, als es bei manchen Müttern der Fall ist. Da stelle ich mir die Frage, warum das so ist: Wird es bei Vätern als „revolutionärer“ angesehen? Bei Müttern ist der doppelte Job quasi normal? Oder sollten Mütter gar nicht erst arbeiten, erst recht nicht in Vollzeit? Es überrascht mich immer wieder, wie oft mir noch solche Ansichten begegnen.

Was sind die Voraussetzungen von Unternehmensseite für Ihr Arbeitsmodell?

Für mich steht und fällt alles mit einem Chef, der die Leistung nicht an Präsenz misst, sondern an dem, was geschafft wird. Auch ich führe meine Kolleginnen und Kollegen so. Das funktioniert nur, wenn ich ihnen vertraue, sie zur Selbstständigkeit ermächtige und Kontrolle abgebe. Führungskräfte in dieser Mentalität zu schulen, finde ich unglaublich wichtig.

Es ist auch ganz klar eine Frage der Kultur: Alle im Unternehmen müssen die verschiedenen Lebensmodelle und deren Anforderungen respektieren. Wir brauchen Flexibilität in den Köpfen. Es geht nicht nur um die Vereinbarkeit von Familie und Beruf, sondern darum, dass jeder sein individuelles Lebensmodell leben kann, ohne irgendeine Form von Diskriminierung zu erfahren. Die Modelle von New Work bilden die Grundlage, die Akzeptanz in den Köpfen macht sie aber erst erfolgreich.

Was sind Ihre Tipps an arbeitende Eltern?

Ich denke Transparenz, für seine Bedürfnisse einzustehen und Dinge klar einzufordern, ist ganz wichtig. Natürlich ist es immer ein Geben und Nehmen. Klares Erwartungsmanagement auf beiden Seiten ist absolut notwendig. Wenn mehr und mehr Führungskräfte diese Arbeitsmodelle vorleben, werden sich alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter immer mehr dafür öffnen. Dann wird New Work irgendwann zur neuen Normalität, so dass wir darüber gar nicht mehr sprechen müssen.

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