Zwei Laborantinnen in einem Labor
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Praxisbeispiel Fraunhofer-Gesellschaft Fraunhofer TALENTA-Programm für Frauen in MINT-Berufen

Die Fraunhofer-Gesellschaft möchte mehr Frauen für die angewandte Forschung gewinnen. Eine besondere Heraus­forderung ist das Recruiting von MINT-Absolventinnen.

Hintergrund/Ausgangssituation

Mehr Frauen für die angewandte Forschung zu gewinnen ist ein wichtiges Ziel der Fraunhofer-Gesellschaft. Dafür steht das Fraunhofer-spezifische Kaskaden­modell, das klare Ergebnisse für den Anteil an Wissenschaftlerinnen auf allen Ebenen vorsieht. Eine besondere Heraus­forderung stellt dabei das Recruiting von Absolventinnen in MINT-Fächern dar.

„Dank des TALENTA-Programms war eine Teilnahme am „High Temperature Electronics Network (HiTEN)“ in Cambridge möglich, die sonst nicht hätte finanziert werden können. Hier habe ich einen Vortrag halten dürfen und mein Beitrag wurde im Konferenz­band veröffentlicht. Zudem hat es mir die Möglich­keit geboten, mit Leuten in Kontakt zu kommen, die in einem ähnlichen Bereich arbeiten wie ich. Dies hat mich gerade in Hin­blick auf bestehende Patente sensibilisiert.“

Dorothee Dietz, Fraunhofer IMS

Beschreibung der Maßnahme

Mit dem Programm TALENTA start unterstützt Fraunhofer seine Institute dabei, Berufs­einsteigerinnen im Wissen­schafts­bereich (mit Schwer­punkt der MINT-Fächer) zu gewinnen und zu halten. Dafür stehen bis 2017 insgesamt 200 Plätze zur Verfügung, die aus zentralen Mitteln gefördert werden: Für jede Stelle werden über das Programm TALENTA start für einen Zeit­raum von 2 Jahren 50% der Personal­kosten finanziert. Hinzu kommen pro Jahr 1000 Euro für individuelle Qualifizierungs­maßnahmen. Die Institute tragen die restlichen 50% Personal­kosten sowie nochmals 1000 Euro jährlich für Qualifizierungs­maßnahmen.

„Da ich am Institut bisher nur in Industrie­projekten und in keinen Forschungs­projekten gearbeitet habe, war es für mich eine große Unterstützung mit der Karriere­zeit auch mal unter der Woche tagsüber, konzentriert für mehrere Stunden an der Promotion arbeiten zu können. Auch die Möglich­keit zur Wahr­nehmung von Weiter­bildungs­veranstaltungen sind sehr gut.“

Susanne Braun, Fraunhofer IESE

Als Personal­entwicklungs­programm umfasst TALENTA start zwei Förder­bau­steine: Neben der individuellen Qualifizierung (für die konkrete Sachkosten bereit­stehen) haben die Teil­nehmerinnen eine sogenannte „Karriere­zeit“ (die über die Förderung der Personal­kosten anteilig finanziert wird). Diese Karriere­zeit kann individuell gestaltet werden. Einige Teilnehmerinnen haben zum Beispiel feste Tage pro Monat, in denen sie nicht in Projekten eingesetzt werden, sondern an z.B. ihrer Dissertation schreiben oder auch Publikationen erstellen können, die der weiteren Etablierung im eigenen Fach­gebiet dienen.

Um die Passung für das Institut sicher­zu­stellen, rekrutiert jedes Institut seine Kandidatin eigen­ständig, die Bewerbung für das Programm erfolgt dann gemeinsam.

Wirkung/Ergebnis

Seit Ende 2013 konnten über TALENTA start bereits 57 Wissenschaftlerinnen neu zu Fraunhofer geholt werden. Ende 2015 schließen die ersten Teilnehmerinnen das Programm ab, dazu hat die Evaluation gerade begonnen. Erste Rück­meldungen zeigen, dass das Programm die Teilnehmerinnen sehr gut unterstützt hat, sich am Institut zu positionieren und diese deshalb lang­fristig am Institut bleiben wollen.

Lehrreiche Erfahrungen

Viele Kandidatinnen hatten vor der Bewerbung bereits Kontakt zum Institut und waren dort z.B. bereits als studentische Hilfs­kraft tätig. Das ermöglicht dem Institut eine sehr gute Einschätzung der Kandidatin über einen längeren Zeitraum. Zunehmend bewerben sich aber auch Kandidatinnen, die über TALENTA lesen und dadurch zu einer Bewerbung bei Fraunhofer animiert werden. Diesen Trend will Fraunhofer verstärken.


Falls Sie Fragen und Anmerkungen zu diesem oder anderen Praxis­beispielen haben sollten, schreiben Sie uns gerne eine E-Mail an mitgestalten@chefsache.de.